Deprecated: mysql_pconnect(): The mysql extension is deprecated and will be removed in the future: use mysqli or PDO instead in /home/clients/dd97c3d1555e010b40d5c268f7caf91f/web/338/dei/includes_c/inc_dbopen.php on line 48
Défense des enfants international
section suisse
 
Afficher un article
Les sources des articles disponibles dans la recherche sont l'historique des bulletins DEI, la Convention des droits de l'enfant ainsi que certaines publication de DEI.


Babyklappen: unvereinbar mit Kinderrechten

Von Anne-Marie Rey, ehemalige co-Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (SVSS)

  
[ Bulletin DEI, dicembre 2010 Vol 16 No 4 p.10-11 ]




Babyklappen wurden ab 2000 in Deutschland eingerichtet. Sie wurden vor allem von Abtreibungsgegnern propagiert. Mit grossem Medien-Tamtam wurde im Mai 2001 in Einsiedeln die erste und bisher einzige Babyklappe in der Schweiz eröffnet. Dahinter steckte die Organisation „Für Mutter und Kind“ (heute „Verein Mamma“), welche sich für ein totales Abtreibungsverbot stark macht. Einsiedeln – ein relativ abgelegener Ort – wurde gewählt, weil der gynäkologische Chefarzt des Spitals einer "der Ihren" war. Zum andern ist Einsiedeln ein symbolträchtiger Wallfahrtsort.
Die Gruppierung wollte sich mit dieser Aktion während ihrer Unterschriftensammlung für das Referendum gegen die – vom Parlament im März zuvor beschlossene – Fristenregelung in Szene setzen. Anfangs wurde die Babyklappe klar als Beitrag zur Vermeidung von Schwangerschaftsabbrüchen propagiert. Dass sie dazu nicht taugt, liegt auf der Hand. Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwägen, unternehmen die nötigen Schritte in der Regel rechtzeitig, handeln überlegt und haben ihr Leben einigermassen im Griff - im Gegensatz zu Frauen, die ihr Kind nach der Geburt aussetzen oder töten.
Babyklappen tragen auch nicht zur Verhinderung von Kindsaussetzungen und –tötungen bei. In Deutschland regte sich daher heftiger Widerstand seitens der Fachleute (Adoptionsforscher, Familientherapeuten, Sozialwissenschafter, Psychologen), aber auch von Selbsthilfeorganisationen der Adoptierten. Sie wiesen darauf hin, dass Frauen, die ihr Neugeborenes töten oder aussetzen, schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen aufweisen, ihre Schwangerschaft verleugnen oder verdrängen. In der Stresssituation der Geburt handeln sie in Panik. Panik und bewusstes Agieren – wie die Planung einer anonymen Geburt oder das Ablegen des Kindes in eine Babyklappe – schliessen sich gegenseitig aus.
2009 hat auch der Deutsche Ethikrat kritisch zu Babyklappen und anonymer Geburt Stellung bezogen. Er bezeichnet die anonyme Kindesabgabe als "ethisch und rechtlich sehr problematisch", weil sie das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern verletzt. Nach Prüfung aller verfügbaren Erkenntnisse geht der Ethikrat davon aus, dass Frauen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie ihr Kind aussetzen oder töten könnten, vom Angebot der anonymen Kindesabgabe nicht erreicht werden. Die Zahl der Kindstötungen sei durch das Angebot nicht gesunken und forensisch-psychiatrische Gutachten sprächen gegen die Annahme, dass Frauen, die ihr Kind getötet haben, in der Lage gewesen wären, es in eine Babyklappe zu bringen.
"Die Angebote anonymer Geburten und institutionalisierte Babyklappen […] geben grundsätzlich falsche Signale, indem sie eine normal erscheinende Handlungsoption offerieren“, heisst es in der Stellungnahme. Die Zahl der Findelkinder, die ohne Nutzung anonymer Geburten oder Babyklappen aufgefunden wurden, habe sich durch die neuen Angebote in Deutschland nicht verringert. Es wird geschätzt, dass in der Folge vielmehr mehrere Hundert Kinder zusätzlich zu Findelkindern mit dauerhaft anonymer Herkunft wurden, dass also eine neue Klientel geschaffen wurde. Auf diese Gefahr hatte bereits Adoptionsforscherin Christine Swientek hingewiesen: Es sei sehr wohl denkbar, dass nicht die Mütter selbst die Kinder ablieferten. Kriminelle Täter könnten auf diese Weise missliebige Kinder aus Inzestbeziehungen, Zwangsprostitution und Frauenhandel "entsorgen" ohne Gefahr, erkannt zu werden. Ausserdem wurden öfters missbildete Säuglinge in die Klappen gelegt.
Mit ähnlichen Argumenten und gestützt auf ein Rechtsgutachten äusserte sich im August 2001 auch das Eidgenössische Justizdepartement sehr kritisch zur Babyklappe in Einsiedeln. Zwei Vorstösse für eine gesetzliche Regelung der anonymen Geburt wurden vom Nationalrat am 21.9.2009 deutlich abgelehnt.
In den neun Jahren ihres Bestehens wurden fünf Babies in die Einsiedler Babyklappe gelegt, jedesmal mit etlichem Medienecho. Irgend ein Einfluss auf die Zahl von Kindstötungen (die Verurteilungen schwanken seit 1986 zwischen 0 und 1 pro Jahr) oder Aussetzungen (0 bis 6 pro Jahr) ist auch in der Schweiz nicht feststellbar.
Andererseits ist die Zahl der Kindstötungen in der Schweiz stark gesunken, seit sich die Praxis des Schwangerschaftsabbruchs ab den 1970er Jahren zu liberalisieren begann. Gab es im Jahrzehnt 1960-69 insgesamt 79 Verurteilungen wegen Kindstötung, so waren es in den 18 Jahren von 1990 bis 2007 gerade noch 6. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, lässt sich allerdings nur mutmassen. Schliesslich sei angemerkt, dass das Inkrafttreten der Fristenregelung am 1. Oktober 2002 nicht zu der prophezeiten Zunahme der Schwangerschaftsabbrüche geführt hat. Die Abortrate ist im Gegenteil rückläufig und mit 6,4 auf 1000 Frauen im Alter von 15-44 Jahren (2009) eine der niedrigsten weltweit.
u.a.: Swientek Chr. "Warum anonym - und nicht nur diskret? - Babyklappen und anonyme Geburt." Zeitschr. Familie, Partnerschaft, Recht Nr. 5/2001, 353-57
HYPERLINK "http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-das-problem-der-anonymen-kindesabgabe.pdf"http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-das-problem-der-anonymen-kindesabgabe.pdf
UNO-Kinderkonvention, Art. 7:
Das Kind ist unverzüglich nach seiner Geburt in ein Register einzutragen und hat das Recht auf einen Namen von Geburt an, das Recht, eine Staatsangehörigkeit zu erwerben, und soweit möglich das Recht, seine Eltern zu kennen und von ihnen betreut zu werden.










© DEI - NetOpera 2002 - 2008 contatti Conception et réalisation: NetOpera/PhotOpera,





niak2